Tradition

Es sind es die besonderen Bräuche und Traditionen, die das Vereinsleben der Stadtvogelschützengilde maßgeblich geprägt haben. Für Außenstehende mögen einige Dinge ein Buch mit sieben Siegeln sein. Wir möchten die Besonderheiten anhand der Regentschaften unserer Könige darstellen und beginnen mit dem langen Wochenende des Vogelschießens, dem Amtsantritt einer neuen Majestät.


Vogelaufbringen - Beförderungen - Kommers

Bevor mit den Feierlichkeiten begonnen werden kann, wird das Gildegrundstück nochmal von Grund auf in Stand gesetzt. Dazu gehören auch zahlreiche Eichenblatt-Girlanden, die in mühsamer Handarbeit zu großen Girlanden verflochten werden. Auch die Bereitstellung der Tontechnik und die Versorgung mit Grill und Bierwagen gehört zu den Vorbereitungen. Aufwendig ist die Organisation des Schützenfests auch deshalb, weil viele Gäste, u.a. aus Politik, Öffentlichkeit und anderen Vereinen, erwartet werden.

Der Freitag steht dann ganz im Zeichen des nahen Vogelschießens. Dieses wird mit drei Schüssen aus der Kanone eröffnet. Der neue Vogel, der in mühevoller Handarbeit zusammengeleimt und geschraubt wurde, wird aufgebracht und wartet dort auf sein nahes Ende. Bevor es aber soweit ist, werden die Beförderungen ausgesprochen. Der Ablauf, nach dem diese Zeremonie stattfindet, stammt noch aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Alle Gildemitglieder bekleiden einen Dienstgrad. Die erste Beförderung eines Mitglieds erfolgt mit dem nächsten Vogelschießen nach ihrem oder seinem Eintritt. Weitere Beförderungen folgen dann in Abhängigkeit von der Dauer der Vereinszugehörigkeit, der sportlichen Erfolge oder des Engagements innerhalb der Stadtvogelschützengilde. Den Rang erkennt man an den Schulterstücken (ab Major Schultergeflecht) des Gilderocks. 

 



Neben den Beförderungen gibt es auch jedes Jahr Ehrungen für langjährige Mitgliedschaften oder besondere Verdienste und sportliche Erfolge. Die Verbundenheit der Gildebrüder zu "ihrem" Verein ist bei Jung und Alt sehr stark ausgeprägt. Bevor es am Bierpilz gesellig wird, stimmt die Gilde zum Abschluss das "Schleswig-Holstein-Lied" an. Am Abend wird dann bereits kräftig gewettet: wer wohl der neue König und damit zukünftiger Regent der Stadtvogelschützengilde wird?

Gilde antreten!

Am frühen Samstag ziehen die Gildebrüder vom ZOB der Stadt Bad Segeberg in Richtung Gildeheim. Auf diesem Weg werden auch einige Ehrengäste, wie Bürgermeister/in und Bürgervorsteher/in am Rathaus abgeholt. Zahlreiche Zwischenstopps, u.a. am Haus Parkblick werden eingelegt.  Zur Marschausstattung der Gilde gehört neben der altehrwürdigen Fahne auch der historische Schellbaum. Den Marsch der Gildebrüder begleiten zwei Spielmannszüge und viele Zuschauer säumen den Weg über Fußgängerzone, Kurhausstraße, Dorfstraße bis hin zum Ernst-Wickel-Stand, an dem am Nachmittag das große Vogelschießen ausgetragen wird.

 

Kräftig zubeißen bitte!

Für die Ehrengäste - die den Schuss auf den Vogel eröffnen - hat die Gilde ein besonders schmackhaftes Ziel: Eine Zitrone im Schnabel des Vogels muss herunter geschossen werden. Der Schütze, der dass Glück und das Geschick hat, sie aus dem Schnabel zu schießen, darf auch kräftig reinbeißen! Zu den Ehrengästen zählen neben Vertretern aus der Politik und der Wirtschaft auch Abordnungen aus anderen Vereinen und befreundeten Schützenvereinen und Gilden. Nach dem Abschießen der Zitrone sind unsere Jungschützen an der Reihe. Ihr Ziel sind die hölzernen Schwanzfedern des Vogels.

 

Ein neuer König!

Wenn der Königsschütze das letzte Stück des Vogels vom Schussfang geschossen hat, steht auch ein neuer König fest. Laut Liste ist dies derjenige Vogelschütze, der nach dem Königsschützen geschossen hätte. Als neuer Regent der Gilde trägt der König die große und schwere Königskette, deren älteste Königsplakette noch aus dem Gründungsjahr der Gilde stammt. Die eindrucksvolle Aufstellung der Könige der Gilde findet man im großen Festsaal des Gildeheims. Dort sind alle Majestäten der Gilde seit 1735, jüngere mit Bildern, ältere namentlich aufgeführt. Unter den Regenten befindet sich auch ein dänischer König. Mit der Königswürde erwarten das neu gekrönte Gildemitglied zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen, u.a. die Vertretung der Stadtvogelschützengilde bei Veranstaltungen anderer Schützenvereine und Gilden.

 

 

Königsessen

Kassler, Kartoffeln, Erbspüree, Sauerkraut und Speckstippe - seit jeher ist es das "Überraschungsessen" unserer Könige im Herbst eines jeden Jahres. Neben zahlreichen Ehrungen und Grußworten wird auch der Wanderpokal der Stadt Bad Segeberg überreicht, der am Vorabend des Essens vom aktuellen und den früheren Königen und Königsschützen ausgeschossen wird. Bis 2018 fand das Königsessen traditionell im "Schützenhof" der Familie Dill statt. Seit 2019 führt das nicht weit entfernte "Ihlsee-Restaurant" die besondere Tradition des Königsessens mit dem Überraschungsmenü fort. 

 

 

Weihnachtsfeier

Ein festlicher Jahresabschluss darf auch in der Stadtvogelschützengilde nicht fehlen. Bei der Weihnachtsfeier freuen sich König, Gildebrüder und Partnerinnen auf gutes Essen und vor allem auf die Feuerzangenbowle. Auch wenn das Königsjahr an diesem Abend noch keinen Abschluss feiern muss - das Ende der Regentschaft zeichnet sich ab. Mit dem Frühling und dem neu erwachsenden Eichenlaub kündigt sich langsam aber sicher ein neues Vogelschießen und damit einer neuer Thronfolger ab.

Königsball

Den Höhepunkt seiner Regentschaft feiert der König auf dem bekannten und in Bad Segeberg beliebten Königsball, zu dem er Gildebrüder und Freunde einlädt. Seit vielen Jahren findet der Ball im späten Winter im Vitalia Seehotel statt. Hier wird ein aufwändiges Rahmenprogramm mit Live-Band geboten und ausgiebig getanzt. Das die Majestät den Eröffnungstanz einleitet, versteht sich von selbst.

 

Vatertag - Der König zieht durch sein Land

Kurz bevor ein neuer König ausgerufen wird, zieht der (noch) aktuelle mit seinen Gildebrüdern durchs Segeberger Land. An Himmelfahrt, allgemein bekannt als Vatertag, steht eine Überraschungstour für diejenigen an, die dem scheidenden König nochmal ihre Ehre erweisen wollen. Mit dem nahenden Vogelschießen endet seine Regentschaft. Wie seine Vorgänger verewigt auch er sich mit einer eigenen Plakette an der Königskette.